Der Klimawandel und seine sehr realen Konsequenzen können nicht angegangen werden, ohne die zentrale Rolle des industriellen und globalisierten Lebensmittel Systems anzuerkennen, das nicht nur zur Klimakrise beiträgt und sie aufrechterhält, sondern auch Schwachstellen in den globalen Ernährungssystemen schafft. Das industrielle System ist gekennzeichnet durch die Verwendung von kommerziellem Hybrid- oder GVO-Saatgut, den monokulturellen Anbau, der sich auf den Einsatz von Chemikalien mit fossilen Brennstoffen stützt, Kraftfutterbetriebe (CAFOs), und Landnutzungsänderungen, die zu großflächiger Abholzung führen – welche allesamt in den globalen Verarbeitungs- und Exportmarkt fließen und riesige Mengen an Lebensmittelabfällen verursachen. Fossile Brennstoffe werden in fast jeder Phase der Nahrungskette eingesetzt, von Chemikalien in Form von Pestiziden oder synthetischen Düngemitteln, die auf fossilen Brennstoffen beruhen, über benzin fressende landwirtschaftliche Geräte bis hin zu einem massiven globalen Verarbeitungs-, Verpackungs- und Transportsystem, das ebenfalls auf fossilen Rohstoffen beruht.
Diese ökologisch zerstörerischen Praktiken sind zusammen für 44 % bis 57 % aller Treibhausgasemissionen (THG) verantwortlich und machen das globale Lebensmittelsystem zu einem der Hauptverursacher von Klimawandel und Umweltzerstörung.
Die Landwirtschaft ist die Aktivität, die am stärksten durch den Klimawandel gefährdet ist, da sie auf das empfindliche Gleichgewicht verschiedener Ökosystemleistungen wie Wasser und Kohlendioxid angewiesen ist. Im Rahmen des derzeitigen globalen Ernährungs Modells tragen die über weite Entfernungen verlaufenden Lebensmittelversorgungsketten zur Anfälligkeit unserer Ernährungssysteme bei. Die Verarbeitung und Verpackung von Lebensmitteln sowie die riesige Transportinfrastruktur tragen zum Verbrauch fossiler Brennstoffe bei, so dass Lebensmittel immer anfälliger für plötzliche Temperaturschwankungen, extreme Wetterereignisse oder Unterbrechungen der Lieferkette werden, wie es bei der Coronavirus-Pandemie der Fall war.
Die Klimakrise ist das Ergebnis von Gleichgültigkeit und Blindheit gegenüber den lebenden Systemen der Erde, die durch eine profitorientierte Mentalität verstärkt werden[1]. Dieselbe Mentalität hat die Agrarindustrie dazu gebracht, in Wälder und andere lebenswichtige Ökosysteme einzudringen, wodurch sie für 70 bis 90 % der weltweiten Entwaldung verantwortlich ist und dabei die Verdrängung indigener Bevölkerungsgruppen verursacht hat[2].
Auch die Agrobiodiversität gehört zu den Hauptopfern des modernen Agrarparadigmas. Heute sind etwa 80 % der weltweiten Ackerflächen in Monokulturen mit einheitlichen und genetisch identischen Pflanzen organisiert[3]. Dies hat zu einem beispiellosen Aussterben sowohl der Agrobiodiversität als auch der wildlebenden Artenvielfalt geführt und macht die Ökosysteme sowie die Ernährungssicherheit umso anfälliger für den Klimawandel[4].
Die Beweise häufen sich, dass Kunstdünger die Bodenfruchtbarkeit und die Nahrungsmittelproduktion verringert und zur Wüstenbildung, Wasserknappheit und damit zum Klimawandel beigetragen haben[5]. Mit chemischen Düngemitteln behandelte Böden, denen organischer Kohlenstoff und Nährstoffe entzogen wurden, verlieren die Fähigkeit, Wasser zurückzuhalten, wodurch diese Gebiete anfälliger für Dürren und Überschwemmungen werden. Zudem müssen immer mehr Wasser und Chemikalien eingesetzt werden, um den Nährstoffmangel auszugleichen. Dies hat noch weitere Auswirkungen auf die Ökosysteme, da der Einsatz von Stickstoffdüngern auch zur Verschmutzung von Wasserquellen, zur Austrocknung und zur Zerstörung von Böden führt.
Die COP 26
Angesichts des sich abzeichnenden Klimanotstands treffen sich die Staats- und Regierungschefs der Welt vom 31. Oktober bis zum 12. November 2021 auf der UN-Klimakonferenz (International bekannt als COP26) in Glasgow, um über unsere Zukunft zu diskutieren und einen Aktionsplan zur Bewältigung des Klimawandels zu erarbeiten. Zu den Hauptzielen des Treffens gehören Verpflichtungen, die Finanzierung von Technologien zu erhöhen, um die Klimaresistenz zu verbessern und die Treibhausgasemissionen insgesamt zu reduzieren, damit das 1,5°C-Ziel bis 2030 erreicht werden kann. Der Fokus auf Technologie ist besonders besorgniserregend, da er auf eine weitere Digitalisierung der Landwirtschaft durch eine Zunahme von GVO, klimaresistenten Pflanzen, künstlichen und im Labor gezüchteten Lebensmitteln, Kohlenstoffgutschriften und anderen falschen Lösungen hinzudeuten scheint, welche die eigentlichen Ursachen des Klimawandels nicht in Frage stellen.
Es sieht so aus, als ob die COP26 ein weiterer gescheiterter Versuch sein wird, umweltverschmutzende Unternehmen für ihre Handlungen zur Verantwortung zu bringen, und stattdessen blind den von ihnen propagierten falschen Lösungen für den Klimawandel folgen wird. Wir sehen schon bereits, wie Unternehmen und große Tech-Investoren wie Bill Gates diese technischen Lösungen fördern, um ihre eigene Agenda für die Lösung der Klimakrise festzulegen und dabei neue Kohlenstoffmärkte schaffen und clevere Tricks finden, um die Umwelt weiter zu verschmutzen, während sie ihren Griff auf die Ressourcen der Welt verstärken. Die COP26 wird wahrscheinlich diesem Beispiel folgen und als Greenwashing-Arena für Unternehmen dienen, um Big Tech und industrielle Agrarindustrie, die Lösungen für den Klimawandel bieten, als die Helden darzustellen, anstatt sie zu Recht als die Bösewichte zu kennzeichnen.
Bereits nach einer Woche wurde die COP26 als die bisher exklusivste Klimakonferenz bezeichnet und von Aktivisten und zivilgesellschaftlichen Gruppen, welche ihre Legitimität in Frage gestellt haben, heftig kritisiert. Unter den vielen Demonstranten, die in Glasgow auf die Straße gingen, um ihrem Unmut Ausdruck zu verleihen, gelang es der COP26-Koalition, über 100.000 Menschen zu mobilisieren und weltweit mehr als 300 Demonstrationen anzuregen, um Scheinlösungen für den Klimawandel anzuprangern und eine stärkere Beteiligung an der Klimagerechtigkeit zu fordern.
Bisher fanden die meisten Veranstaltungen hinter verschlossenen Türen statt und enthielten eine Reihe von Reden von Staats- und Regierungschefs, die die gleichen bekannten Diskurse über Treibhausgasreduzierung und Klimafinanzierung wiederholten. Die Tatsache, dass das Wort an Philanthropen und große Tech-Investoren statt an zivilgesellschaftliche Gruppen und marginalisierte Gemeinschaften vergeben wird, verdeutlicht die engagierte Haltung der COP26 und ihr Engagement für technologische Lösungen statt für regenerative und auf die biologische Vielfalt ausgerichtete Lösungen.
Das trügerische Versprechen der „naturbasierten Lösungen“
Die von diesen Klimaschurken vorgeschlagenen Lösungen sind kostspielige, unbewiesene und oft gefährliche technologische Innovationen wie künstlich gezüchtete Labornahrung, Genmanipulation, Kohlenstoffabscheidung, Kohlenstoffkredite und Geoengineering – allesamt darauf ausgerichtet, genau die natürlichen Prozesse zu ersetzen, die sie zerstört haben. Trotzdem werden sie von multinationalen Firmen und großen Tech-Investoren unterstützt, die sie als die einzig mögliche Lösung für unser Klimaproblem verkaufen.
Falsche Lösungen und Biotechnologie verlagern die politische Macht weg von Biobauern und lokalen Gemeinschaften zugunsten von Biotech-Unternehmen und Großinvestoren. Sie missachten lokales, indigenes Wissen und vielfältige Ernährungskulturen, die sich zusammen mit unterschiedlichen Ökosystemen entwickelt haben, und sind somit eine Möglichkeit für die Unternehmen, ihr Handeln zu rechtfertigen, ihre Gewinne zu steigern und Macht anzuhäufen.
Das trügerische Versprechen von künstlichen Lebensmitteln
Die Befürworter von Fake Food behaupten, dass sie eine wahre Lösung für den Klimawandel und die Umweltzerstörung darstellen, da sie keine intensiven Wasser- und Bodenressourcen benötigen, und gleichzeitig die Sorgen hinsichtlich der Treibhausgasemissionen von Tieren und des Tierschutzes in der Fleischindustrie ausräumen. Der wahre Zweck könnte jedoch nicht weiter entfernt sein von der Bekämpfung des Klimawandels und des Welthungers. Diese ultra-verarbeiteten „pflanzlichen“ Lebensmittel beruhen auf technischen Innovationen wie der synthetischen Biologie, bei der die DNA eines Organismus so umgestaltet wird, dass etwas völlig Neues entsteht, was in der Natur nicht vorkommt. Unternehmen wie Beyond Meat und Impossible Foods verwenden beispielsweise eine DNA-Codierungssequenz aus Sojabohnen oder Erbsen, um ein Produkt herzustellen, das wie echtes Fleisch aussieht und schmeckt. Einige Unternehmen investieren auch in zellbasiertes Fleisch, das aus echten Tierzellen gezüchtet wird[6]. Das Ergebnis ist eine ganze Reihe von im Labor gezüchteten Fleischimitaten, Eiern, Käse und Milchprodukten, die den Markt überschwemmen, um letztendlich tierische Produkte zu ersetzen und die moderne Ernährung zu verändern.
Trotz gegenteiliger Behauptungen der Befürworter haben Forschungen gezeigt, dass im Labor hergestellte Lebensmittelimitate einen größeren Kohlenstoff-Fußabdruck haben als weniger verarbeitete pflanzliche Proteine[7]. Fleischanaloga sind bis zu siebenmal kohlenstoffintensiver als Leguminosen, und zellbasiertes Fleisch stößt auch mehr Treibhausgase aus als tierische Produkte wie Schweinefleisch oder Geflügel[8]. Weitere Forschungsergebnisse deuten sogar darauf hin, dass die Umweltauswirkungen von im Labor gezüchteten Fleisch auf lange Sicht größer sein könnten als die von Nutztieren[9].
Pflanzliche Ersatzprodukte und Fleischimitate sind keineswegs ein Schritt weg von der industriellen Landwirtschaft. Auch wenn die gefälschten Lebensmittel als „umweltfreundlich“ bezeichnet werden, werden sie mit Proteinen aus Erbsen, Soja oder Mais hergestellt, die in großen Monokulturen angebaut werden, die nach wie vor auf schwere Bodenbearbeitung, chemischen Einsatz und GVO beruhen. Ironischerweise tragen diese pflanzlichen Fleischalternativen direkt zu demselben System bei, welches die globale Artenvielfalt bedroht, die Tierwelt zerstört, die Böden verändert und die Grundwasservorräte verschmutzt.
Im Labor gezüchtete Lebensmittel symbolisieren eine weitere Profitmaschine, mit der Milliardäre und Großkonzerne ihre Kontrolle durch Patente ausbauen wollen[10]. Diese Patentlogik betrachtet Tiere und die Natur als Wegwerfware, die einfach durch effizientere Technologien, wie z. B. im Labor gezüchtete Produkte, ersetzt werden kann. Damit wird unsere Beziehung zur Natur völlig ignoriert und eine Trennung zwischen Mensch und Natur sowie zwischen Nahrung und Leben geschaffen. Fake Food konzentriert die Macht in den Händen einiger Biotech-Unternehmen und entfernt sie von indigenen Völkern, Landwirten und anderen Gemeinschaften, wodurch ihr angestammtes Wissen entwertet wird und sie der Möglichkeit beraubt werden, ihre Ernährungssysteme Selbständig zu definieren.
Kohlenstoffabscheidung und net-zero
Die Idee hinter „Net-Zero“ besteht darin, die Treibhausgasemissionen durch den Abbau von Treibhausgasen auszugleichen, bis ein Gesamtwert von Null in der Atmosphäre übrig bleibt. Um Null zu erreichen, darf die Menge an CO2 nicht größer sein als die Menge, die der Atmosphäre im gleichen Zeitraum entzogen wird. Diese Gleichung ist problematisch, weil sie voraussetzt, dass Unternehmen durch Investitionen in Kohlenstoffkompensationsprogramme einen Netto-Nullwert erreichen können.
Net-zero wird jedoch aus mehreren Gründen nicht zu einer echten Verringerung der Kohlenstoffemissionen führen. Erstens konzentriert sich Net-zero nur auf die Emissionsströme und lässt damit die kumulative Natur des Kohlenstoffs außer Acht. Kohlendioxid verbleibt Hunderte bis Tausende von Jahren in der Atmosphäre, solange es nicht an anderer Stelle gespeichert wird. Dies bedeutet, dass vergangene, gegenwärtige und künftige Emissionen eine kumulative Wirkung sowohl auf die globale Erwärmung als auch auf die Versauerung der Ozeane haben werden. Zweitens beruht net-zero auf einer Lüge, da die CO2-Konzentration in der Atmosphäre durch die Kompensationsmaßnahmen nicht wirklich verringert wird[11]. Der CO2-Gehalt wird also weiterhin in alarmierendem Tempo ansteigen, wenn er nicht wirksam von den Böden und Ozeanen gespeichert wird.
In Wirklichkeit ist “net-zero” nichts anderes als ein ausgeklügeltes Unternehmens-Greenwashing, das umweltverschmutzenden Unternehmen das Recht gewährt, ihre Aktivitäten auszuweiten und Umweltverschmutzung wie gewohnt fortzusetzen, solange sie behaupten können, an anderer Stelle Kohlenstoff zu absorbieren. Indem sie ihre Emissionen durch die Anpflanzung von Monokulturen kompensieren, provozieren die Unternehmen weiterhin Landraub und die Vertreibung von Gemeinschaften, Menschenrechtsverletzungen, Wasserknappheit und den weiteren Verlust der biologischen Vielfalt.
Diese so genannten „naturbasierten Lösungen“ sind ein Euphemismus, der absichtlich attraktiv klingen soll, um von den eigentlichen Ursachen der Klima- und Gesundheitskrise abzulenken. Der Begriff dient als gefährliche Verzögerungstaktik, die es Unternehmen, Regierungen und Finanzinstitutionen ermöglicht, wie gewohnt weiterzumachen, ohne die Ursachen der Klimakrise grundlegend zu bekämpfen. Naturbasierte Lösungen instrumentalisieren die Natur, indem sie die Transaktionslogik der Marktmechanismen nutzen, während sie gleichzeitig die ökologische Zerstörung externalisieren und die neokoloniale Enteignung der indigenen Bevölkerung, der Bauern und vieler anderer Gemeinschaften durch Kohlenstoffausgleichsprojekte fortsetzen. Wenn diese Taktiken unkontrolliert bleiben, werden sie die Krise weiter verschärfen, indem sie die Ungleichheit und die Macht der Unternehmen stärken.
Geo-Engineering
Die Idee hinter dem Geo-Engineering ist der Einsatz einer Reihe von Technologien, um gezielt in das Klimasystem der Erde einzugreifen und es zu verändern[12]. So arbeiten beispielsweise die Bill and Melinda Gates Foundation und die Harvard University gemeinsam an der Finanzierung eines Plans, bei dem Sulfataerosole in die Atmosphäre eingebracht werden, um die Sonne zu blockieren. Theoretisch würde die Blockierung des einfallenden Sonnenlichts durch Chemikalien das Problem der globalen Erwärmung verringern und uns so die Kontrolle über das Klima geben.
Die erwärmende Wirkung des Kohlendioxids auf die Atmosphäre kann jedoch bis zu 10.000 Jahre oder länger andauern. Man geht davon aus, dass die die Sonne verdunkelnden Partikel nach etwa einem Jahr wieder aus der Atmosphäre verschwinden. Dies bedeutet, dass man diesen Prozess im Grunde ewig aufrechterhalten und die Atmosphäre kontinuierlich mit chemischen Aerosolen aufpumpen müsste, damit diese Technologie wirksam ist. Sollten wir diesen Weg einschlagen, ist nicht abzusehen, was passieren würde, wenn wir plötzlich gezwungen wären, den Vorgang zu stoppen. Die Auswirkungen könnten natürlich katastrophal sein, und es könnte sein, dass sich in der Atmosphäre Kohlendioxid im Wert eines Jahrhunderts ansammelt.
Geoengineering zielt darauf ab, planetarische Grenzen wie den Kohlenstoffkreislauf und den Wasserkreislauf absichtlich zu verändern, ohne jedoch die eigentlichen Ursachen des Klimawandels zu bekämpfen. Daher besteht die Gefahr einer Klimaverschlechterung, da zu wenig über die Funktionsweise des planetarischen Ökosystems insgesamt bekannt ist. Das solare Geoengineering ist somit ein perfektes Symbol für die Verleugnung bestehender natürlicher Prozesse durch die Menschheit. Es ist Ausdruck einer Hybris, die den Menschen über die Natur stellt und behauptet, dass alle Probleme durch technologische Eingriffe gelöst werden können[13].
Die oben dargestellten Lösungen sind das Produkt einer mechanistischen Weltanschauung, die die Natur als tote und träge Materie ansieht, die manipuliert werden kann, um unseren Bedürfnissen zu entsprechen und die Gier der Unternehmen zu stärken[14]. Indem sie technologische Innovationen auf ein Podest stellen und sie als die einzig mögliche Option zur Lösung der vielen Krisen der Welt anpreisen, setzen die großen Unternehmen ihre eigene Agenda und zementieren ihre Kontrolle weiter, während sie die Menschen der Fähigkeit berauben, andere Optionen zu sehen und zu denken.
Auf diese Weise verschleiern sie die wahren Ursachen der Krisen, mit denen wir konfrontiert sind, und bringen uns auf einen gefährlichen Weg zu weiteren, noch nie zuvor erlebten Problemen. Dieser Widerwille, systemische Probleme anzugehen, ist keineswegs zufällig, sondern ein bewusster Versuch der multinationalen Unternehmen, ihre Kontrolle aufrechtzuerhalten, indem sie dieselben Machtstrukturen perpetuieren, die unsere gegenwärtigen Krisen verursacht haben, ohne die Verantwortung für die groß angelegte Verschmutzung und Umweltzerstörung, die sie überhaupt erst verursacht haben, zu übernehmen.
Dies ist nicht der Übergang, den wir brauchen. Das Ziel sollte nicht nur die Sequestrierung von Kohlenstoff sein, sondern auch die allgemeine Gesundheit von Ökosystemen und Menschen, die Schaffung von Lebensgrundlagen und gesunden Volkswirtschaften sowie die Schaffung von Gleichheit und Gerechtigkeit. Wir müssen unsere Wälder schützen, die biologische Vielfalt bewahren und so Gesundheit und Klimaresistenz aufbauen. Wir müssen aufhören, die Erde als tot zu betrachten, und erkennen, dass sie lebendig ist und dass die Natur den Kohlenstoffkreislauf nutzt, um Leben zu schaffen.
Die Rolle der biologischen Vielfalt und agrarökologischer Systeme
Im Gegensatz zu den falschen Versprechen, die von Konzernen und milliardenschweren Investoren gemacht werden, sollten echte Lösungen für den Klimawandel nicht darauf ausgerichtet sein, unseren Planeten aus Profitgründen zu manipulieren. Im Gegenteil, sie sollten darauf abzielen, mit der Natur zusammenzuarbeiten, um ihre biologische Vielfalt wiederherzustellen und ihre natürlichen Kreisläufe zu verjüngen. Diese Lösungen existieren bereits und werden von lokalen, vielfältigen Gemeinschaften auf der ganzen Welt vorangetrieben, die uns zeigen, dass es möglich ist, im Einklang mit der Natur zu leben. Die biologische Vielfalt von Pflanzen, Tieren und Mikroorganismen ist der Schlüssel zu der Stabilität und dem Gleichgewicht, die notwendig sind, um angesichts des Klimawandels widerstandsfähige Agrarökosysteme zu schaffen. Dieselben Lebensmittel- und Landwirtschaftssysteme, die die biologische Vielfalt erhalten und verjüngen, mildern auch den Klimawandel und tragen durch eine regenerative, lebendige Wirtschaft zur Gesundheit und zur Verbesserung des Lebensunterhalts bei.
Die Agrarökologie umfasst ein breites Spektrum von Grundsätzen und beinhaltet verschiedene Möglichkeiten, Landwirtschaft im Einklang mit der Natur zu betreiben und die biologische Vielfalt durch lebendiges Saatgut, Böden und lokale Lebensmittelgemeinschaften zu verjüngen, ohne auf fossile Brennstoffe gestützte Chemikalien zu beruhen[15]. Agrarökologische Systeme sind so gestaltet, dass sie natürliche Prozesse nachahmen und die biologische Vielfalt regenerieren, um ökologische Leistungen wie natürliche Schädlingsbekämpfung, Nährstoffkreislauf, verjüngte und wachsende Böden, erhöhte Kohlenstoffbindung und eine höhere Wasserkonzentration in den Böden zu ermöglichen[16]. Durch die Konzentration auf das Lokale und die Verlagerung der Produktion weg von globalisierten Versorgungsketten können solche Systeme fossil-brennstoffintensive Methoden abschaffen und sie durch regenerative Methoden mit geringem Input ersetzen, die den Boden stärken und Kohlendioxid wieder binden. So können Agrarökosysteme ihre klimaregulierenden Funktionen beibehalten und die Auswirkungen des Klimawandels abmildern.
Der Übergang zu einer ökologischen, regenerativen Landwirtschaft sollte oberste Priorität haben. Indem sie mit der Natur zusammenarbeitet, kann die regenerative, agrarökologische Landwirtschaft die Widerstandsfähigkeit der Nahrungsmittel erhöhen und gleichzeitig Kohlenstoff aus der Atmosphäre aufnehmen und durch Photosynthese wieder in den Boden einlagern[17]. Die verstärkte Speicherung von Kohlenstoff in den Böden ist ein entscheidender Aspekt der Eindämmung des Klimawandels.
Agrarökologische Lösungen zum Klimawandel stellen eine Abkehr vom industriellen Lebensmittelsystem dar und umfassen eine alternative Vision der Transformation des Lebensmittelsystems. Sie beruhen auf einem systemischen Ansatz, einem tiefgreifenden Verständnis des Lebens und beinhalten einen Wandel auf politischer, sozialer und wirtschaftlicher Ebene. Die agrarökologische Transformation ist mit dem Paradigma der industriellen Landwirtschaft unvereinbar, da sie eine vollständige Abkehr vom hyperzentralisierten, konzerngesteuerten industriellen Lebensmittelsystem erfordert. Jeder Kompromiss, wie z.B. die Übernahme einiger ökologischer Techniken und Praktiken, die das Monokulturmodell der industriellen Landwirtschaft nicht verändern würden, kann die negativen Auswirkungen nur vorübergehend abmildern, während er langfristig direkt zu weiteren Klimakrisen beiträgt. Ein echter Wandel kann daher nur durch eine Umstellung auf agrarökologische Landwirtschaft und Lebensmittelsysteme erfolgen.
Referenzen
[1] Earth Democracy: Connecting the Rights of Mother Earth to People’s Rights and the Well-being of All, Dr Vandana Shiva and Navdanya Team, 2021, https://www.navdanya.org/site/earth-university/connecting-rights-of-mother-earth
[2] Food and Climate Change: The Forgotten Link.” Grain, September 28, 2011. https://www.grain.org/e/4357
[3] Altieri, Miguel A., and Clara I. Nicholls. 2020. Agroecology and the reconstruction of a post-COVID-19 agriculture. The Journal of Peasant Studies 47 (5): 881–898. https://doi.org/10.1080/03066150.2020.1782891.
[4] FAO, and Commission on Genetic Resources for Food and Agriculture. 2019. In The State of the World’s Biodiversity for Food and Agriculture, ed. J. Bélanger and D. Pilling. Rome: Food and Agriculture Organization of the United Nations. http://www.fao.org/3/CA3129EN/CA3129EN.pdf.
[5] Shiva V. „Plants, Planet & People“, Navdanya 2021, https://www.navdanya.org/site/plants,-planet-people
[6] Saigol, Lina and Keown, Callum. ‘Is Cell-Based Meat the Next Big Thing? Here Are 5 Companies Leading the Revolution’. MarketWatch, Oct. 8, 2020. https://www.marketwatch.com/story/is-cell-based-meat-the-next-big-thing-here-are-5-companies-leading-the-revolution-2020-10-06
[7] Santo, Raychel E., et al. ‘Considering Plant-Based Meat Substitutes and Cell-Based Meats: A Public Health and Food Systems Perspective’. Frontiers in Sustainable Food Systems, vol. 4, Aug. 2020, p. 134. https://doi.org/10.3389/fsufs.2020.00134
[8] Muraille, Eric. ‘“Cultured” Meat Could Create More Problems than It Solves’. The Conversation, Nov. 28, 2019. http://theconversation.com/cultured-meat-could-create-more-problems-than-it-solves-127702
[9] Ibid.
[10] Itzkan, Seth. “Opinion: Software to Swallow — Impossible Foods Should Be Called Impossible Patents.” Medium. Last modified May 27, 2020. https://medium.com/@sethitzkan/opinion-software-to-swallow-impossible-foods-should-be-called-impossible-patents-71805ecec9de
[11] Ibid.
[12] Why SRM Experiments Are a Bad Idea’. ETC Group, 28 Mar. 2017, https://www.etcgroup.org/content/why-srm-experiments-are-bad-idea
[13] ‘Hands Off Mother Earth! Manifesto Against Geoengineering’. Geoengineering Monitor, 4 Oct. 2018, https://www.geoengineeringmonitor.org/2018/10/hands-off-mother-earth-manifesto-against-geoengineering/
[14] Shiva V., Carbon Capture’: Two World Views, Two Technology Paradigms, Two Economic Systems, Two Futures.” Navdanya, Oct. 2021, https://www.navdanya.org/bija-refelections/2021/10/06/carbon-capture/
[15] Altieri, Miguel A. “The Ecological Role of Biodiversity in Agroecosystems.” Agriculture, Ecosystems & Environment, vol. 74, no. 1, June 1999, pp. 19–31. ScienceDirect, https://doi.org/10.1016/S0167-8809(99)00028-6.
[16] Lim Li Ching, Agroecology for Sustainable Food Systems, G-STIC 2017 –Agroecology summary – Final version – January 2018] https://www.twn.my/title/end/pdf/end19.pdf – https://ali-sea.org/aliseaonlinelibrary-dashboard/get/file/G-STIC-2017-%E2%80%9CAgroecology-for-Sustainable-Food-Systems%E2%80%9D.pdf
[17] Ibid.
Weitere Ressourcen
Bill Gates y sus Falsas Soluciones para el Cambio Climático. Navdanya International, 2021
Gates Ag One: The Recolonisation Of Agriculture, Navdanya International, 2020
Pact for the Earth, Navdanya International, 2015
Plants, Planet & People – The Living Earth and Climate Change, Dr Vandana Shiva, Navdanya, October 2021
Shroff, R., Cortés, C.R. The Biodiversity Paradigm: Building Resilience for Human and Environmental Health. Development 63, 172–180 (2020). https://doi.org/10.1057/s41301-020-00260-2
The law of the seed, International Commission on the Future of Food and Agriculture. Navdanya International. 2013
Übersetzung von Leonhard Schwering, Navdanya International