Pressenza, 16. November 2022 | Quelle
„Die Destabilisierung der Klimasysteme der Erde ist die Folge davon, dass die ökologischen Prozesse und Zyklen der Erde, die Rechte der Erde, die Rechte der indigenen Völker und die Rechte zukünftiger Generationen verletzt werden.
Fossile Brennstoffe haben im letzten Jahrhundert bestimmt, wie wir unsere Nahrung anbauen und unsere Kleidung produzieren. Energiesklaven wurden benutzt, um die kreative Arbeit von Bauern und Bäuerinnen, die sich um das Land kümmern, und von Handwerkern und Handwerkerinnen, die Schönheit und Kultur schaffen, zu verdrängen.
Ein Lebensmittelsystem ohne fossile Brennstoffe ist für die Gesundheit des Planeten und der menschlichen Gemeinschaft unabdingbar.
Die Umweltverschmutzer versuchen, die Krise, die sie verursacht haben, zu nutzen, um mit Tricks wie „Netto-Null“ („Net Zero“) Profite aus der Umweltverschmutzung zu ziehen, die Gewalt gegen den Planeten durch Geoengineering noch zu verstärken und die Misshandlung der Erde und unserre Körper durch ultraverarbeitete Labornahrung fortzusetzen.
Unsere ökologische Pflicht ist es, den Schaden zu stoppen und das Greenwashing zu verhindern, um die Lebendige Erde, ihre Ökosysteme und unsere Saatgut- und Nahrungsmittelfreiheit durch Erddemokratie zu regenerieren.“
Dr. Vandana Shiva
Der Klimawandel ist in Wirklichkeit ein ökologischer Kollaps
Die Zeit für Klimaschutzmaßnahmen wird immer knapper. In einem Jahr, in dem die Öl- und Gaskonzerne historische Rekordgewinne einfahren und der Sektor das Jahr mit 4 Billionen Dollar abschließen wird, in dem aber gleichzeitig Pakistan, Puerto Rico und Nigeria von beispiellosen Überschwemmungen heimgesucht wurden, ist die Welt weder der Reduktion der Klimaemissionen noch der Behebung der ökologischen Zerstörung näher gekommen.
Viele stellen inzwischen sogar den Sinn der jährlichen COP-Treffen in Frage, denn laut UNEP würde die Erderwärmung selbst dann, wenn die aktuellen Klimazusagen vollständig eingehalten werden, über die 2,5°C-Grenze steigen und uns in ein weiteres, noch nie dagewesenes Klimachaos führen. Das Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung meldet bereits das Überschreiten von fünf kritischen planetarischen Grenzen, und in diesem Jahr gab es einen noch nie dagewesenen Anstieg der weltweiten Emissionen.
Die Klimakrise, mit der wir konfrontiert sind, ist Teil mehrerer ineinandergreifender Krisen, die unsere Gesundheit, unsere Böden, Ökosysteme, unsere Gesellschaft und die biologische Vielfalt auf unserem Planeten betreffen. Sie ist ein Symptom der umfassenderen ökologischen Krise, die durch ein extraktivistisches und profitorientiertes System aufrechterhalten wird. Mit anderen Worten: Das derzeitige Klimachaos, das wir gerade überall auf der Welt erleben, ist ein Symptom für einen größeren ökologischen Zusammenbruch. Das Klima der Erde besteht aus vielen sich überschneidenden planetarischen Systemen und Kreisläufen und ist eng mit ihnen verbunden.
Es geht nicht nur um die Unterbrechung der Kohlenstoffkreisläufe, sondern um die Unterbrechung vieler Kreisläufe auf der Erde, wie z. B. des Stickstoffkreislaufs, des Wasserkreislaufs, des Kohlenstoffkreislaufs, des Luftstromkreislaufs und des Kreislaufs des biologisch vielfältigen Lebens. Einzelne Ökosysteme wurden in einem solchen Ausmaß verändert, dass es nun zu einer massiven Deregulierung der Kreisläufe der Erde kommt. Alle diese Kreisläufe sind miteinander verbunden und sorgen für den Erhalt der Ökosysteme und damit für ein gesundes Klima.
Wir können nicht über den Klimawandel sprechen, ohne die industriellen Ernährungssysteme anzusprechen
Die Art und Weise, wie wir Lebensmittel produzieren, konsumieren und verteilen, hat einen großen Einfluss auf die Gesundheit unseres Planeten und damit auch auf das Klima. Die Ernährungssysteme sind mit allen erwähnten planetarischen Kreisläufen verbunden. Wir können also nicht über den Klimawandel reden, ohne das Lebensmittelsystem mit einzubeziehen, denn es ist einer der wichtigsten Wege, wie der Mensch mit den Zyklen der Erde interagiert und sie beeinflusst.
Die industrielle Landwirtschaft und die Globalisierung sind einer der Hauptgründe dafür, dass die Kreisläufe der Erde aus den Fugen geraten sind. Aufgrund von Landnutzungsänderungen, agrochemischer Verschmutzung, Monokulturen, genetischem Ökozid, Plastikverschmutzung, Nutzung fossiler Brennstoffe und Ferntransporten ist sie heute eine der größten Ursachen für die Zerstörung des Planeten. Sie hat Ökozid und den Verlust der Artenvielfalt, Bodenverödung, Erosion und Verschmutzung verursacht. Sie hat zu einer massiven Verschmutzung im gesamten Wasserkreislauf, zu Treibhausgasemissionen und zu einer Unterbrechung oder einem Ungleichgewicht des Stickstoff-, Wasser-, Methan- und Kohlenstoffkreislaufs geführt. All das bedeutet eine Störung der Klimasysteme.
Quelle: Food sovereignty: five steps to cool the planet and feed its people
Diese ökologisch zerstörerischen Praktiken sind zusammen für 44% bis 57% aller Treibhausgasemissionen (THG) verantwortlich und machen das globale Lebensmittelsystem zu einem der Hauptverursacher von Klimawandel und Umweltzerstörung. So ist die Agrarindustrie durch ihr ständiges Eindringen in Wälder und andere lebenswichtige Ökosysteme für 70 % bis 90 % der weltweiten Entwaldung verantwortlich.
Heute erleben wir auch den Zusammenbruch der Artenvielfalt mit dem sechsten Massenaussterben. Laut dem Bericht “Food system impacts on biodiversity loss“ („Auswirkungen des Ernährungssystems auf den Verlust der biologischen Vielfalt“) des Umweltprogramms der Vereinten Nationen (UNEP), zusammen mit Chatham House und Compassion in World Farming ist das industrielle globale Ernährungssystem die Hauptursache für den weltweiten Verlust der biologischen Vielfalt und bedroht 86 % der vom Aussterben bedrohten Arten. Obwohl immer wieder Maßnahmen gegen diese verheerende Tatsache gefordert werden, wurde bisher nichts unternommen, weil die Praktiken, die diesen Ökozid verursachen, noch gar nicht angegangen wurden.
Das Gleiche gilt für die Zerstörung der Böden. Durch Agrochemikalien wie Kunstdünger und Agrotoxine ist das Leben im Boden zerstört worden. Es ist erwiesen, dass Kunstdünger und Pestizide die vielfältige Mikrobiota des Bodens abtöten, wodurch die Fähigkeit zur natürlichen Umwandlung von Stickstoff und Kohlenstoff verloren geht. Ein Boden ohne Leben hat auch kein Wasserhaltevermögen und keine Fruchtbarkeit, die das Leben von Tieren und Pflanzen ermöglicht. Die mangelnde Wasserspeicherkapazität des Bodens und der Mangel an Kohlenstoff oder organischer Substanz ist einer der Gründe, warum Überschwemmungen, Dürreperioden und Waldbrände immer extremer werden. Wenn der Zusammenhang zwischen diesen Problemen nicht angegangen wird, werden sich diese Krisen nur weiter verschärfen.
Die Gefahren der reduktionistischen Narrative
In einem weiteren Jahr der Untätigkeit in der Klimapolitik sehen wir, wie sich die falschen Lösungen durchsetzen, die nur den Status quo beibehalten oder sogar die Industriemodelle konsolidieren. Die Unternehmen sind nun daran interessiert, die notwendige Dringlichkeit der Klimapolitik zu ihrem Vorteil zu nutzen, indem sie eine Reihe falscher Greenwashing-Lösungen anbieten. Die Lösungen, die als Antwort auf die drohende Klimakrise vorgeschlagen werden, sind kostspielige, unbewiesene und oft gefährliche technologische Maßnahmen, die darauf abzielen, genau die natürlichen Prozesse zu ersetzen, die sie zerstört haben.
Sie versuchen technologische Innovationen zu erzwingen wie künstlich erzeugte Labornahrung, Genmanipulation, Kohlenstoffabscheidung („Carbon Capture“), CO2-Zertifikate („Carbon Credits“) und die Finanzialisierung der Natur. Die wahre Agenda hinter diesen falschen Lösungen ist jedoch die endgültige Konsolidierung des industriellen Ernährungssystems durch eine vollständig digital kontrollierte landwirtschaftliche Lieferkette, im Labor hergestellte Lebensmittel und die Finanzialisierung der letzten natürlichen Grenzen durch finanzielle Zuwendungen für Biodiversität und Ökosystemleistungen („Biodiversity and Ecosystem Services“, kurz BES). Es ist der letzte Vorstoß für Nahrungsmittel ohne Landwirte und eine Landwirtschaft ohne die Erde.
Synthetische Fake Foods
Um die letzten verbliebenen Kleinbauern und -bäuerinnen auszulöschen, drängen die Konzerne darauf, den komplexen ökologischen Kollaps auf eine dualistische Sichtweise von Pflanze gegen Tier zu reduzieren, anstatt sich mit der größeren Krise zu befassen, die darin besteht, dass die derzeitigen industriellen Praktiken die Ökosysteme der Erde zerstören. In diesen falschen Dichotomien werden nun Tiere für die Auswirkungen des Ernährungssystems auf das Klima verantwortlich gemacht und nicht mehr das industrielle System als Ganzes.
Die ganzheitliche, komplexe und naturverbundene Haltung von Tieren in vielen traditionellen Kulturen auf der ganzen Welt wird nun mit der industriellen Tierproduktion in einen Topf geworfen, wodurch die wichtige Rolle dieser traditionellen Ernährungs- und Anbaukulturen faktisch zunichte gemacht wird. In diesen falschen Klimanarrativen werden Tiere auch zu reinen Eiweißprodukten degradiert, die einfach durch effizientere Technologien, wie z. B. labortechnisch hergestellte Produkte, ersetzt werden können.
Diese Reduzierung ignoriert die vielschichtigen und essentiellen Rollen, die Tiere in den verschiedenen Agrarökosystemen spielen können. Sie ignoriert damit unsere Beziehung zur Natur und schafft eine Kluft zwischen Mensch und Natur und zwischen Nahrung und Leben. Es ist eine Tatsache, dass alle industriellen Produktionssysteme, ob für Pflanzen oder Tiere, maßgeblich für den ökologischen Kollaps verantwortlich sind, aber agrarökologische Systeme und kleinbäuerliche Systeme sind nicht das Gleiche.
Die Befürworter von Fake Food behaupten, es stelle eine echte Lösung für Klimawandel und Umweltzerstörung dar, da es keine intensiven Wasser- und Landressourcen benötigt und gleichzeitig Bedenken über Treibhausgasemissionen von Tieren und den (fehlenden) Tierschutz in der deswegen bereits abgemahnten Fleischindustrie ausräumt. Der wahre Zweck könnte jedoch nicht weiter entfernt sein von der Beendigung des Klimawandels oder des Welthungers.
Quelle: Impossible Foods
Stattdessen werden diese ultra-verarbeiteten „pflanzlichen“ Lebensmittel mit gefährlichen technischen Innovationen wie synthetischer Biologie, CRISPR-Cas9-Genmanipulation und der neuen Generation von GVO hergestellt. Bei diesen Techniken wird das genetische Material eines Organismus umgestaltet, um etwas völlig Neues zu schaffen, das in der Natur nicht vorkommt. Einige Unternehmen investieren auch in zellbasiertes Fleisch, das aus echten Tierzellen gezüchtet wird. Das Ergebnis ist eine ganze Reihe von im Labor gezüchteten Imitaten von Fleisch, Eiern, Käse und Milchprodukten, die den Markt überschwemmen und letztendlich tierische Produkte ersetzen und unsere Ernährung verändern.
Diese Technologien stellen eine neue Welle der Patentierungslogik dar, die erstmals während der Grünen Revolution auf Saatgut angewendet wurde: dadurch können wir jetzt nämlich die gesamte Nahrungsmittelversorgungskette kontrollieren, von der genetischen Manipulation dieser künstlichen Nahrungsmittel über ihre Produktion im Labor bis hin zu den Vertriebsketten, die bereits von der großen Agrarindustrie kontrolliert werden. Die Erde und die Kleinbauern werden nicht mehr gebraucht, nur noch die Massenmonokulturen, die bereits vom Agrobusiness kontrolliert werden.
„Naturbasierte Lösungen“
„Naturbasierte Lösungen“ sind ein weit gefasstes Konzept, das zunehmend von Unternehmen und führenden Politikern verwendet wird, um eine Reihe von Kompensationsprogrammen zum Schutz des Klimas und der biologischen Vielfalt zu fördern, die ganz und gar auf diskreditierten Marktmechanismen und unternehmerischem Greenwashing beruhen. Es ist ein Konzept, das darauf abzielt, die Natur zu instrumentalisieren, indem die Transaktionslogik der Marktmechanismen genutzt wird, während die ökologische Zerstörung externalisiert und die neokoloniale Enteignung der indigenen Bevölkerung, der Bauern und vieler anderer Gemeinschaften durch Klimaschutzprojekte aufrechterhalten wird. All dies geschieht, um weiterzumachen wie bisher, ohne die Ursachen der Klimakrise grundlegend zu bekämpfen. Wenn diese Taktiken unkontrolliert bleiben, werden sie die Krise weiter verschärfen, indem sie Ungleichheit und Konzernmacht verstärken. „Netto-Null“ und „Kohlenstoffabscheidung“ sind zwei Lösungen, die von multinationalen Konzernen und Milliardären befürwortet werden und die unter dieses Motto fallen.
Um diese falschen Lösungen durchzusetzen, wird der gesamte ökologische Kollaps auf das Problem der Kohlenstoffemissionen reduziert. Sowohl im internationalen als auch im alltäglichen Diskurs werden die Kohlenstoffemissionen als einziger Grund für den Klimawandel angesehen. Das lässt die Idee von „Netto-Null“ als praktikable Lösung erscheinen.
Die Idee hinter „Netto-Null“ besteht darin, die Treibhausgasemissionen durch den Abbau von Treibhausgasen auszugleichen, bis wir bei Null ankommen. Um den Nullpunkt zu erreichen, darf die Menge an CO2 nicht größer sein als die Menge, die der Atmosphäre im gleichen Zeitraum entzogen wird. Diese Gleichung ist an sich schon problematisch, denn sie impliziert, dass Unternehmen die Null erreichen können, indem sie in Kompensationsprogramme investieren.
Die Netto-Null-Lösung wird jedoch aus mehreren Gründen nicht zu einer echten Verringerung der Kohlenstoffemissionen führen. Erstens konzentriert sich Netto-Null nur auf die Emissionsströme und lässt damit die kumulative Natur des Kohlenstoffs außer Acht. Kohlendioxid bleibt hunderte bis tausende von Jahren in der Atmosphäre, wenn es nicht an anderer Stelle gespeichert wird. Das bedeutet, dass vergangene, gegenwärtige und zukünftige Emissionen einen kumulativen Einfluss auf die globale Erwärmung und die Versauerung der Ozeane haben. Zweitens basiert die Netto-Null-Zahl auf einer Lüge, denn die CO2-Konzentration in der Atmosphäre wird durch die Kompensationsmaßnahmen nicht verringert. Der CO2-Gehalt wird also weiterhin in alarmierendem Tempo ansteigen, wenn er nicht effektiv von den Böden und Ozeanen gebunden wird.
Um zu verstehen, wie wir das Klimachaos verlangsamen, regulieren und heilen können, ist es daher von grundlegender Bedeutung zu verstehen, wie jeder der planetarischen Zyklen zerrissen und aus dem Gleichgewicht gebracht wird, und nicht nur zu versuchen, die Kohlenstoffemissionen zu „lösen“. Wenn wir die Klimaproblematik weiterhin lediglich auf die Reduktion der Kohlenstoffemissionen auf „Netto-Null“ reduzieren, ohne die anderen Aspekte des ökologischen Zusammenbruchs zu verstehen und anzugehen, wird das Klimachaos nur weitergehen.
In Wirklichkeit ist „Netto-Null“ nichts anderes als ein ausgeklügeltes Greenwashing-Schema der Industrie, das umweltverschmutzenden Unternehmen das Recht einräumt, ihre Aktivitäten auszuweiten und die Umwelt wie gewohnt zu verschmutzen, solange sie behaupten können, dass sie an anderer Stelle Kohlenstoff binden. Indem sie ihre Emissionen durch die Anpflanzung von Baummonokulturen ausgleichen, begünstigen die Unternehmen weiterhin Landraub und die Vertreibung von Gemeinschaften, Menschenrechtsverletzungen, Wasserknappheit und den fortlaufenden Verlust der Artenvielfalt.
Die oben dargestellten Lösungen sind das Produkt einer mechanistischen Weltsicht, die die Natur als tote und träge Materie ansieht, die manipuliert werden kann, damit sie unseren Bedürfnissen entspricht und die Gier der Konzerne befriedigt. Indem sie technologische Innovationen auf ein Podest stellen und sie als einzig mögliche Option zur Lösung der vielen Krisen in der Welt anpreisen, schaffen die großen Konzerne ihre eigene Agenda, um ihre Kontrolle weiter zu festigen, und verschwenden dabei wertvolle Zeit. Auf diese Weise verschleiern sie die wahren Ursachen der Krisen, mit denen wir konfrontiert sind, und bringen uns auf einen gefährlichen Weg zu weiteren, noch nie dagewesenen Krisen. Dieser Widerwille, systemische Probleme anzugehen, ist keineswegs zufällig, sondern ein bewusster Versuch der riesigen multinationalen Konzerne, ihre Kontrolle aufrechtzuerhalten. Sie wollen an denselben Machtstrukturen festhalten, die unseren aktuellen Krisen zugrundeliegen, ohne die Verantwortung für die massive Umweltverschmutzung und -zerstörung zu übernehmen, die sie verursacht haben.
Die Antworten liegen direkt vor uns
Die Möglichkeiten, unsere Ökosysteme wieder ins Gleichgewicht zu bringen, zu regenerieren und zu heilen, sind uns bereits bekannt. Die Wege zur Anpassung liegen ebenfalls in unseren Händen und in der Unterstützung unserer lokalen Lebensmittelgemeinschaften, die mit der Natur zusammenarbeiten, um ihre Artenvielfalt wiederherzustellen und ihre natürlichen Kreisläufe zu regenerieren.
Klimaresilienz und -anpassung kann nur von lokalen Gemeinschaften entwickelt werden, die die Störungen in ihren lokalen Ökosystemen aktiv heilen und bearbeiten. Das bedeutet, dass von lokalen Gemeinschaften auch agrarökologische Systeme entwickelt werden müssen, um lokale Ökosysteme zu regenerieren und die Artenvielfalt zu fördern.
Die biologische Vielfalt von Pflanzen, Tieren und Mikroorganismen ist der Schlüssel für die Stabilität und das Gleichgewicht, die notwendig sind, um angesichts des Klimawandels widerstandsfähige Agrarökosysteme zu schaffen. Dieselben Lebensmittel- und Landwirtschaftssysteme, die die biologische Vielfalt erhalten und erneuern, mildern auch den Klimawandel und tragen durch eine regenerative, lebendige Wirtschaft zu Gesundheit und besseren Existenzgrundlage bei. Gesunde Agrarökosysteme entstehen aus und arbeiten mit gesunden übergeordneten Ökosystemen – und umgekehrt. Gesunde Agrarökosysteme sorgen auch für die Aufrechterhaltung eines gesunden übergeordneten Ökosystems, indem sie mit ihm zusammenarbeiten und die Kreisläufe der Erde auf Mikroebene regenerieren.
Die Erhöhung der genetischen Vielfalt und die Diversifizierung der Anbaukulturen ist ein zentraler Bestandteil des agrarökologischen Ansatzes in der Landwirtschaft, um die Anfälligkeit für Überschwemmungen, Dürren und andere unvorhersehbare Wetterextreme zu verringern. Deshalb müssen das Saatgut und die Fähigkeit, es zu lagern, zu züchten und durch Anpflanzung zu erhalten, in den Händen der Kleinbauern und -bäuerinnen bleiben. Nur dann können sich die Nutzpflanzen an unseren sich verändernden Planeten anpassen. Diese Gemeinschaften stehen an vorderster Front des Klima- und Umweltchaos und sie sind es auch, die die Widerstandsfähigkeit dagegen aufbauen.
Die Klimapolitik muss sich daher nicht nur mit den Treibhausgasemissionen befassen, sondern mit dem gesamten Ausmaß der schädlichen Praktiken des industriellen Agrarsystems und seinen falschen Lösungen. Außerdem müssen wir die regenerative und anpassungsfähige Arbeit lokaler Ernährungsgemeinschaften, die an vorderster Front des Klimachaos stehen, aktiv unterstützen. Die Umstellung auf eine ökologische, regenerative Landwirtschaft sollte oberste Priorität haben, um vom industriellen Lebensmittelsystem wegzukommen und eine andere Vision, nämlich diejenige eines regenerativen Lebensmittelsystems, zu verwirklichen.
Foto: Navdanya
Die Übersetzung aus dem Englischen wurde von Domenica Ott vom ehrenamtlichen Pressenza-Übersetzungsteam erstellt.