Synthetische Lebensmittel gehören zur neuen Generation ultra-verarbeiteter Lebensmittel. Sie werden durch die Über-Bearbeitung landwirtschaftlicher Industrieprodukte in Kombination mit veränderten Zutaten oder völlig neuen Produkten durch synthetische Biologie (oder so genannte „Präzisionsfermentation“) und/oder durch Zellkulturen gewonnen.

Diese Produktionsarten, bei denen Genmanipulation für die Präzisionsfermentierung ebenso wie industrielle Zutaten aus traditionellen Lieferketten eingesetzt werden, verfestigen und verstärken nur die ohnehin schon höchst problematischen und zerstörerischen globalisierten Lebensmittelsysteme.

Warum Fleisch und Milchprodukte aus dem Labor keine wirklich ökologische Option sind

  • Diese falschen Lösungen verstärken und zementieren das industrielle Paradigma, das in erster Linie für die Klimakrise verantwortlich ist. Das Problem der fehlenden Nachhaltigkeit der Lebensmittelsysteme ergibt sich aus der inhärenten Nicht-Nachhaltigkeit der Industrialisierung, die alle Sektoren der Ernährung und der Landwirtschaft betrifft. Sei es die Massentierhaltung, z. B. durch CAFOs (Concentrated Animal Farm Operations), in denen die Tiere zwangsweise mit industriell angebautem Getreide und pestizidhaltigem Soja gefüttert werden, oder im Labor hergestellte Lebensmittel, die eine Variante desselben industriellen Paradigmas sind. Diese beiden Phänomene, die intensive Massentierhaltung und im Labor erzeugtes Fleisch, stammen von denselben Agrarmultis, welche die Verwüstungen leugnen, die das industrielle Ernährungssystem auf unserem Planeten anrichtet.
  • Laborgezüchtete Nahrung ist eine falsche Lösung, die bestimmte Produkte ersetzen soll, ohne die Machtstrukturen in Frage zu stellen, die dem konzerngesteuerten und industrialisierten Landwirtschaftsmodell zugrunde liegen. Außerdem lenkt sie die Aufmerksamkeit von den wirklichen Lösungen ab, die die wachsende Bewegung für eine regenerative Landwirtschaft anbietet, und vernachlässigt die Rolle von Kleinerzeugern und Ernährungsgemeinschaften bei der Gestaltung unserer Lebensmittelsysteme. Regenerative und agrarökologische Anbaumethoden haben das Potenzial, 52 Gigatonnen Kohlendioxid zu binden, da sie 733 – 3000 kg oder mehr Kohlendioxid pro Hektar und Jahr aus der Atmosphäre binden können, was der Menge entspricht, die benötigt wird, um unter der 2-Grad-Celsius-Grenze zu bleiben. Dank seiner erhöhten Kohlenstoffaufnahme hat der ökologische Landbau geringere Auswirkungen auf das Klima als die industrielle Landwirtschaft.
  • Der wahre Gegensatz besteht nicht zwischen industrieller Landwirtschaft und Laborfleisch. Dieser erzwungene Gegensatz ignoriert die Rolle von kleinen agrarökologischen Landwirtschafts- und Viehzuchtbetrieben und stellt sie in dieselbe Kategorie wie die industrielle Landwirtschaft. Wie die intensive Landwirtschaft dient auch das im Labor erzeugte Fleisch dazu, die Macht in den Händen einiger weniger zu konzentrieren. Agrarökologische Systeme hingegen basieren auf einem über Generationen gewachsenen ökologischen Wissen, einer lokalen Ernährungskultur und einer ökologischen Widerstandsfähigkeit, die die lokale Ernährungssouveränität unterstützt.
  • Die wahre Lösung sind agrarökologische Systeme, die im Einklang mit der Natur arbeiten, Ökosysteme regenerieren und Gesundheit und Wohlbefinden von Pflanzen, Tieren und Menschen sicherstellen. Ökologische Systeme, die auf der Integration von Agrarökosystemen basieren, fördern Ernährungssouveränität und Ernährungsdemokratie. Die wahre Lösung liegt nicht in der Schaffung von Ersatz für natürliche Lebensmittel, sondern im Verständnis der Bedürfnisse der Ökosysteme, in die wir eingebettet sind, und in der Wiederherstellung unserer Verbindung zur Natur.
  • Dieselben Geschäftsleute und Konzerne, die die Grüne Revolution und die Industrialisierung der Lebensmittelsysteme vorangetrieben haben, setzen sich für die Zulassung und Kommerzialisierung von im Labor gezüchteten Lebensmitteln ein. Persönlichkeiten wie Bill Gates, Jeff Bezos und Giganten der Fleischindustrie wie Tyson Foods, JBS, Cargill, Nestlé und Maple Leaf Foods sind die Architekten des Vorstoßes in diesen neuen Markt, in den bereits 2,78 Milliarden Dollar investiert wurden. Laborgezüchtete Lebensmittel haben sich schnell als Instrument zur weiteren Konsolidierung von Macht und Profit in den Händen einiger weniger Lebensmittelgiganten erwiesen.
  • Die Kontrolle über unsere Lebensmittel an eine Handvoll multinationaler Konzerne abzugeben, bedeutet nur, uns noch abhängiger von diesen zu machen und uns einem Ernährungs- und Agrarsystem auszuliefern, das vollständig von der Logik des Profits gesteuert wird. Dies untergräbt unsere Ernährungssouveränität und Ernährungssicherheit, mit potenziell schädlichen Folgen für lokale Ernährungssysteme und ökologische Systeme. Es besteht die Gefahr, dass Kleinbauern und -bäuerinnen, agrarökologische Praktiken und traditionelle Ernährungsweisen endgültig verschwinden. Die groß angelegte Kommerzialisierung von im Labor gezüchtetem Fleisch würde die endgültige und vollständige Trennung von Nahrung und Natur einleiten.
  • Diese Produkte sind nach wie vor auf weitreichende globalisierte Lieferketten und Produkte aus dem industriellen Lebensmittelsystem angewiesen. Um zu funktionieren, benötigen Bioreaktoren zum Beispiel große Mengen an Nährstoffen, damit die Zellen wachsen und sich vermehren können. Da nun bestimmte, für Zellkulturen in globalem Ausmaß geeignete Formeln für einzelne Aminosäuren nur begrenzt verfügbar sind, wäre eine mögliche Lösung, industriell angebautes Soja zu verwenden, um das komplette für das Zellwachstum benötigte Aminosäureprofil zu erhalten. Dies würde jedoch das ohnehin schon zerstörerische System des Sojaanbaus weiter fördern. Diese Produkte als umweltfreundlich und nachhaltig zu bezeichnen, ist nur eine weitere Greenwashing-Maßnahme, um von umweltbewussten Verbrauchern zu profitieren, die der industriellen Lebensmittelproduktion zunehmend kritisch gegenüberstehen.
  • Es ist unwahrscheinlich, dass diese Produkte gesünder oder sicherer für den Verzehr sind. Solche ultra-verarbeiteten Lebensmittel werden aus raffinierten Zutaten hergestellt, was bedeutet, dass ihnen viele der Nährstoffe fehlen, die in herkömmlichen Lebensmitteln enthalten sind. Die Nähr- und Aufbaustoffe müssen daher als separate Zutaten hinzugefügt werden, die aber vom Körper nicht so gut aufgenommen werden wie natürliche, in der Nahrung enthaltene Nährstoffe. Außerdem können diese Zusatzstoffe schädliche Interferenzen mit anderen vorhandenen Nährstoffen verursachen. Daher können diese Lebensmittel nicht Teil einer nährstoffreichen und umweltfreundlichen Ernährung sein und sollten als Junk Food, also Müllfutter, eingestuft werden.
  • Laut einem FAO-Bericht birgt der komplexe Prozess der Zellkulturen auch viele Möglichkeiten der Verunreinigung durch chemische Stoffe oder Materialien wie giftige Schwermetalle, organische Schadstoffe, Reinigungsmittel, giftige Bakterien, Zusatzstoffe und Konservierungsmittel, Antibiotika und Wachstumshormone. Das Vorhandensein einer dieser Verunreinigungen, allein oder in Kombination, stellt ein ernstes Risiko für die Lebensmittelsicherheit der Verbraucher dar.